Bord Tagebuch - Schweden – Åland-Inseln - Finnland

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Es ist immer wieder ein Abenteuer mit dem Wetterbericht. Wir setzen uns abends hin und schauen uns als erstes die Wettervorhersage an, denn davon hängt alles Weitere ab. Uns wird für morgen versprochen, daß wir 3-4 Bft. aus Süd haben sollen. Darauf richten wir unsere Route aus. Das überprüfen wir am nächsten Morgen nicht noch einmal. Daß wir mehr Wind als angesagt haben werden, haben wir schon daran gemerkt, daß der Wind gedreht hat und das Wasser jetzt ungebremst in unsere kleine Bucht gedrückt wird. Aber daß es so dicke kommt, haben wir nicht erwartet. 6 Bft. in Böen eine gute 7 und dabei 1,5 m hohe Wellen. Das einzig Positive dabei ist, daß wir gute Fahrt machen. Der Skipper hat nur ein kleines Handtuch (kleine Fock) rausgehängt und wir rauschen ab, wie Schmitt‘s Katze. Wir haben den Wind schräg von achtern, so daß wir „unser Handtuch“ ständig umhängen müssen, was bei den engen und flachen Fahrwassern nervig ist. Nach 6 ½ Stunden ist auch das überstanden.
Wir vertreten uns noch ein wenig die Beine und gehen dann früh zu Bett (was man so früh nennt – 23°°h wird es immer, das liegt daran, daß es noch so lange hell ist), denn Morgen haben wir ein volles Programm.

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Heute wollen wir den großen Sprung wagen und rüber nach Schweden segeln. Der Himmel macht uns dazu ein wunderbares Geschenk. Er schickt uns 5 Windstärken aus Nord. Als wir noch im Schärenfahrwasser von Finnland der offenen See zustreben überlegt der  Skipper kurz: Reff rein oder nicht? Er entscheidet sich dagegen. Volles Groß und Genua. Als wir nach zwei Stunden endlich das flache betonnte Fahrwasser verlassen können, legt KIWI los und erreicht eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 6-7 Knoten. So machen wir eine superschnelle Reise. Für die 56 Meilen brauchen wir nur 9 Stunden. Hinzu kommt 1 geschenkte Stunde, da hier in Schweden die mitteleuropäische Sommerzeit gilt. Einziger Wermuthstropfen ist die Schräglage. Nach 5 Stunden Sitzens auf der hohen Kante, wagt die Crew, dem Skipper einen Platztausch vorzuschlagen, wofür er sofort Verständnis hat. Der anvisierte Hafen ist für uns zu klein und zu flach. In der geräumigen Bucht finden wir eine Boje des Svenska Kryssarklubben, dessen Mitglied wir sind, und die wir in Besitz nehmen. Es ist sehr angenehm, wenn endlich Ruhe im Schiff ist. Jetzt erst fällt uns auf, daß wir seit dem Frühstück nichts mehr gegessen haben. Wir machen uns über den morgens vorbereiteten Wurstsalat her und trinken anschließend Cappuccino/Kaffee.

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Heute morgen begrüßt uns nicht „die liebe Sonne“ sondern pottendichter Nebel. Gegen 11°°h setzt sich die Sonne durch und wir verlassen unsere Boje. Leider gewinnt der Nebel diesen Zweikampf und verdrängt die Sonne für den Rest des Tages wieder. Die 20 Meilen entfernte Insel Trollön bietet einen guten Schutz vor dem für morgen angekündigten Starkwind aus Ost bis Südost mit Böen bis zu 8 Bft. was unsere derzeitige Insel nicht tut. Glücklicherweise haben wir fast die gesamte Strecke tiefes Wasser und keinen Verkehr. Trotzdem halten wir ständig Ausguck und der Skipper probiert, ob seine Tröte noch funktioniert.

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- Ankerliegertag -

Wir liegen in unserer Ankerbucht total abgeschirmt vom Wettergeschehen und sind immer wieder versucht, heute doch noch Anker auf zu gehen. Dann hören wir das Tosen der Wellen hinter den Bäumen , das von Stunde zu Stunde immer lauter wird, wir schauen zum wiederholten Mal auf unsere Wetterberichte und stellen fest, daß sich nichts verändert hat, immer noch 6 Bft. in Böen bis 8 Bft. aus SE, außerdem Regen. Wir bleiben wo wir sind.

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Der große Sturm, der sich auch über Nacht nicht beruhigt hatte, hat gegen 6°°h morgens aufgegeben und sich unter Zurücklassens einer dicken Nebelwand zurückgezogen. Gegen 10°°h wagen wir es, Anker auf zu gehen. Draußen empfangen uns 4 Bf. aus SE und die See von letzter Nacht mit 1,5 m hohen Wellen. Die ersten Meilen haben wir mächtig zu kämpfen, dann ist es möglich, die Genua ins Spiel zu bringen. Der Skipper beginnt mit Sturmfockgröße, die er langsam auf normale Fockgröße erweitert. Das bringt Stabilität ins Schiff. So erreichen wir lt. Prospekt die schönste Insel der Höga Kusten, Trysunda. Dieses Eiland ist wirklich eine Perle. Zwar sind die Erhebungen hier natürlich nicht so hoch wie in Norwegen, aber die Anlage des Ortes, die Häuser um den Fjord herum und die rote Farbe erinnern uns stark an den Nusfjord in Norwegen. Wir machen einen Rundgang durch den Ort und stellen fest, daß die meisten Häuser als Unterkunft für Feriengäste dienen. Wir klettern auf einen Berg und besehen uns das Ganze von oben. Das ist so ein schöner Ort, wir bedauern, daß wir nicht mehr Zeit zum Verweilen haben. Dann kommt die Fähre und nimmt eine Menge Leute an Bord (heute ist Sonntag), wo immer die plötzlich hergekommen sind.
Wir backen ein Brot, einen Kuchen und feiern eine Duschorgie mit richtig warmen Wasser und ohne den kalten Wind.

Das Küstengebiet Höga Kusten in der schwedischen Provinz Västernorrlands län wurde im Jahr 2000 zum Weltnaturerbe erklärt. Während der letzten Eiszeit war ganz Skandinavien von Eis bedeckt. Die Eismassen waren etwa 3 km dick und drückten durch ihr Gewicht das Land nieder. Nach dem Abschmelzen der Eismassen begann das Land sich zu heben. Mit 285 m hat das Gebiet Höga Kusten die höchste Bodenhebung der Welt seit der letzten Eiszeit zu verzeichnen. Gleichzeitig beträgt der Abstand zwischen der höchsten Küstenlinie und der heutigen Küstenlinie aufgrund der topographischen Beschaffenheit nur etwa 3 km. Auf diesen 3 km kann das Vorrücken der Küstenlinie, der Vegetation und auch die Nutzung des Landes durch Menschen in den letzten 7000 Jahren studiert werden. Heute hat sich die isostatische Bodenhebung verlangsamt und beträgt in diesem Bereich etwa 8 mm pro Jahr.

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Wir können uns nur schwer losreißen von diesem hübschen Trysunda. Auch von hier aus kann man viele schöne Wanderungen machen. Um 10°°h legen wir ab. Der Wind kommt vorwiegend aus West, so daß wir den größten Teil der Strecke segeln können. Wir haben uns einen geschützten Fjord als Ankerplatz ausgesucht. Der Fjord ist sehr tief, so daß wir zum ausgewiesenen Ankerplatz bis ganz ans Ende reinfahren müssen. Wir fahren schon bald die Böschung hoch, als das Echolot immer noch 9 m anzeigt wo es lt. Seekarte nur 5 m tief sein soll. Bei 7 m fällt der Anker. Entsprechend mehr Kette brauchen wir. Bisher sind wir mit 20 m Kette ausgekommen. Ein unangenehmes Geräusch läßt den Skipper aufhorchen und nachsehen. Ab hier hat sich die Kette total verdreht. Der Skipper ist ratlos. Die Kette haben wir vor Antritt der Fahrt erst neu und ohne Komplikationen mit der Winsch reingekurbelt. Bei der alten Kette ist das niemals passiert. Skipper und Crew holen die restlichen 40 m Hand über Hand aus dem Kettenkasten und ordnen die Kettenglieder. Damit ist der Nachmittag gut ausgefüllt.

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Unser Barograph ist um unglaubliche 14 Hektopascal gestiegen. Das Hoch liegt direkt über uns und deshalb haben wir auch keinen oder nur wenig Wind. Die Sonne scheint, wenngleich es doch schon merklich kühler geworden ist, von einem wolkenlosen Himmel. Von unseren 3 Wetterberichten spricht nur einer für kurze Zeit von nörlichen Winden, die anderen beiden behaupten, daß schwacher Wind aus südlichen Regionen kommen soll. Wir suchen uns das für uns Passende heraus und stehen heute morgen um 5°°h auf, damit wir spätestens um 8°°h Anker auf gehen können. Als wir dann unseren Fjord verlassen haben und die offene See erreichen, kommt der Wind tatsächlich aus Nord mit 3-4 Bft. Wir können gute Fahrt machen und schaffen es, fast die gesamte Strecke zu segeln. Immer wieder schauen wir uns die einmalige Landschaft an, denn wir wissen, wenn wir den Hafen Härnosand erreicht haben, ist es vorbei mit den Höga Kusten, hier enden oder beginnen sie. Hier wollen wir unbedingt frische Lebensmittel einkaufen. Und – oh Wunder !– direkt am Yachthafen gibt es LIDL. Alle Augenblicke fragt der Skipper, ob wir auch genügend Taschen mitgenommen haben, um alles zu verstauen.